Quo vadis Mittelstand? SAP Public Cloud in der Produktion

Quo vadis Mittelstand? SAP Public Cloud in der Produktion

Robert Nickl von der Cpro Industry war bei den SAP Sommeliers zu Gast. Mit seiner Projekterfahrung teilte er Einblicke zur Umsetzung der SAP Public Cloud in der Produktion.

Public Cloud als strategisches Produkt

Die SAP Public Cloud gewinnt für produzierende Unternehmen zunehmend an strategischer Bedeutung. Mit innovativen Funktionen wie Live-MRP, Advanced ATP und einer durchgängig Fiori-basierten Benutzeroberfläche bietet sie eine moderne, benutzerfreundliche Umgebung, die kontinuierlich weiterentwickelt wird – sowohl in der Cloud als auch in On-Premise-Varianten. 

Wie Robert im Podcast betonte, entstehen Innovationen heute vorrangig in der Cloud. Ein anschauliches Beispiel aus seiner Praxis zeigt, wie Kunden- und Partnerfeedback aktiv in die Produktentwicklung einfließt: So wurde die Drag-and-Drop-Planung in der Fertigung auf Basis von Rückmeldungen aus der Community in die SAP-Roadmap aufgenommen. Diese Entwicklung unterstreicht, wie stark SAP auf direkte Marktimpulse setzt, um Produkte gezielt an reale Anforderungen anzupassen.

Für Berater eröffnet diese Dynamik neue Möglichkeiten: Sie können Unternehmen konkrete Perspektiven aufzeigen und das Vertrauen in die kontinuierliche Weiterentwicklung der Cloud-Lösungen stärken.

Die SAP Sommeliers #77 Public Cloud im Mittelstand

Kundenstrategien: Net New Name oder Altsysteme?

Ein zentrales Thema im Gespräch mit Robert war die Frage, wie Kunden am besten in die SAP Public Cloud geführt werden können. Dabei kristallisierten sich zwei typische Kundentypen heraus:

  1. Net New Name: Neukunden, die bislang keine ERP-Lösung nutzen oder mit minimalen Systemen wie Excel arbeiten, lassen sich oft leichter von der Public Cloud überzeugen. Diese Kunden sind bereit, standardisierte Prozesse zu übernehmen und profitieren von den modernen Technologien der Cloud.
  2. Bestandskunden mit Altsystemen: Unternehmen mit stark angepassten SAP ECC-Systemen stehen vor größeren Herausforderungen. Viele dieser Kunden haben über Jahre hinweg individuelle Entwicklungen aufgebaut, die sie nicht ohne weiteres aufgeben möchten. Hier ist ein umfassendes Change Management gefragt.

Ein Beispiel aus Roberts Praxis: Durch gezieltes Hinterfragen von Eigenentwicklungen konnte ein Kunde überzeugt werden, dass viele dieser Anpassungen mit modernen Cloud-Standards abgedeckt werden können oder schlicht nicht mehr zeitgemäß sind.

Der Beratungsansatz entscheidet

Robert machte im Podcast deutlich, wie wichtig es ist, Kunden genau dort abzuholen, wo sie stehen:

  • Bei Neukunden: Begeisterung für moderne Technologien wie SAP Fiori wecken und die Vorteile vordefinierter, standardisierter Prozesse hervorheben.
  • Bei Bestandskunden: Sinnvolle Argumente für den Verzicht auf überholte Eigenentwicklungen liefern und die SAP Public Cloud nicht nur als Technologie, sondern als strategisches Werkzeug zur Zukunftssicherung positionieren.

Berater sollten Kunden nicht überfordern, sondern den Umstieg in gut dosierten Schritten begleiten.

Die Rolle des Solution Architects

Die SAP Public Cloud erfordert von Beratern eine neue Denkweise. Sie müssen zunehmend als Solution Architects agieren, die den gesamten SAP-Baukasten verstehen und nutzen können – von der SAP Business Technology Platform (BTP) bis hin zu Partnerlösungen.

Ein Beispiel, das Robert hervorhob: Ein Kunde benötigte eine Funktion, die im Public-Cloud-Standard noch nicht verfügbar war. Statt eine aufwendige externe Entwicklung in Betracht zu ziehen, konnte das Problem durch geschicktes Kombinieren vorhandener Funktionen auf der BTP gelöst werde

Was Berater mitnehmen sollten

  • Standardisierung mit Augenmaß: Nicht jede Kundenanforderung erfordert eine individuelle Anpassung. Oft lassen sich Standardmechanismen wie Klassifizierungen oder Konfigurationsmöglichkeiten nutzen, um Geschäftsprozesse abzubilden. Berater sollten Kunden dazu ermutigen, zuerst den Standard auszuschöpfen, bevor Erweiterungen in Betracht gezogen werden.
  • Feedback aktiv nutzen: Das SAP Customer Influence Portal bietet Kunden und Beratern die Möglichkeit, Vorschläge zur Weiterentwicklung der SAP Public Cloud einzureichen. Robert berichtete von Projekten, in denen Vorschläge innerhalb weniger Monate umgesetzt wurden. Berater sollten diese Plattform aktiv nutzen und ihre Kunden dazu ermutigen, dort Einfluss zu nehmen.
  • Change Management ernst nehmen: Der Wechsel von stark angepassten On-Premise-Systemen zur Public Cloud ist nicht nur eine technische, sondern auch eine organisatorische und kulturelle Herausforderung. Berater sollten ihre Kunden dabei unterstützen, den Wandel als Chance zu begreifen und die Mitarbeiter durch gezielte Kommunikation und Schulungen mitzunehmen.

Herausforderungen und Potenziale

Besonders in der Feinplanung für produzierende Unternehmen gibt es noch Luft nach oben. Kunden erwarten zunehmend intelligente Lösungen mit KI und Automatisierung.

Für Berater bedeutet das, sich kontinuierlich weiterzubilden. Themen wie Künstliche Intelligenz (KI), die Business Technology Platform (BTP) und Partnerlösungen sollten fester Bestandteil ihres Kompetenzportfolios werden.

Kunden erwarten heute mehr als nur technische Umsetzung – sie suchen strategische Partner, die ihnen helfen, echte Wettbewerbsvorteile zu schaffen.

Fazit

Die SAP Public Cloud bietet enorme Chancen – für produzierende Unternehmen ebenso wie für Berater. Der Fokus auf Standardisierung, Innovation und Kundenfeedback schafft eine solide Basis, um den Wandel hin zu modernen IT-Systemen zu gestalten.

Berater müssen ihre Rolle neu definieren: Neben technischem Know-how sind strategische und kommunikative Fähigkeiten entscheidend, um Kunden erfolgreich in die Cloud zu führen.

Oder wie Robert es im Podcast treffend formulierte:

„Der Werkzeugkoffer des Beraters ist größer geworden.“

🎙 Höre gerne in die SAP Sommelier Folge mit Host Daniel und dem Experten Robert Nickl, wenn du noch tiefer in das Thema einsteigen willst und schreibe uns dein feedback@sap-podcast.de