Die 4 Tage Woche in der SAP Beratung – nur Arbeitgeber-Marketing oder ein echter Benefit?

Wie geht sich die 4 Tage Woche in der SAP Beratung aus? Ist das nur ein schöner Schein, um neue Talente zu werben und in der gelebten Praxis schaut es ganz anders aus, oder handelt es sich um einen echten Mehrwert für die alten und neuen Kolleg:innen? Das Team der SAP Sommeliers hat bei einem nachgefragt, der es ausprobiert hat, bei Martin Pesch, Gründer und Geschäftsführer der aflexio GmbH.

 

„Wo sind unsere Stärken, wie können wir uns eigentlich weiter entwickeln? Wie können wir uns attraktiv machen gegenüber dem Wettbewerb und dafür sorgen, dass die, die bei uns an Board sind, nicht ausbrennen? […] Was können wir tun, um radikal an den Punkten zu arbeiten, die die Menschen irgendwann davon wegbringen, dass sie in der Beratung arbeiten wollen? Das Reisen konnte es seit Corona nicht gewesen sein […].“

Martin Pesch, Gründer und Geschäftsführer bei aflexio und Gast bei den SAP Sommeliers zum Hintergrund und zur Entstehung der 4 Tage Woche in seiner Supply Chain Beratung

Consulting post-covid – ein Leben aus dem Koffer

Go hunting or go inhouse – das ist einer der Sprüche, der in der Consulting-Szene kursiert. Die SAP Berater:innen standen vor Corona zum Teil mächtig unter Strom. Viele von ihnen haben ein Leben aus dem Koffer geführt, tagsüber von Montag bis Donnerstag im Auto, in der Bahn, beim Kunden, dann Essen mit Kolleg:innen und ab ins Hotel zur Vorbereitung für den nächsten Kundenworkshop. Freitags war Admin-Tag und auch Beginn der Family-Time. Von regelmäßigen Vereinsaktivitäten, Care-Arbeit oder einfach zuhause entspannt Füße-hoch-legen konnte, zumindest in der Woche, nicht die Rede sein.

Das Paradoxon: Weniger arbeiten als Reaktion auf die Verdichtung des Remote-Workloads

Auch der Workload war sicherlich üppig – und das hat sich auch post-covid nicht verändert. Ganz im Gegenteil aus unserem SAP Consulting-Netzwerk heißt es häufiger, die Arbeit habe sich verdichtet und sei kleinteiliger geworden, mit noch mehr parallel stattfindenden Projekten wie 5, 6 Go-Lives, sei durch den Remote-Beratungsanteil durchaus zu rechnen. Dabei fällt die Reisezeit, die einerseits lästiges Übel war, das die Quality Time oder bezahlte Projektzeit verringert hatte, weg. Diese Zeit war aber sicherlich auch eine Reflexionszeit, eine Zeit des Innenhaltens oder sich Fokussierens, durch den Flow beim Auto- oder Bahnfahren. Auch der zunehmende Fachkräftemangel im SAP Sektor in den letzten 3 Jahren hat bestimmt zu einer Intensivierung des Arbeitspensums der/ des Einzelnen geführt, es sind weniger Schultern, von denen jetzt die Projekte getragen werden (können).

Und der Schlüssel soll jetzt in dem Abzug eines ganzen Arbeitstages liegen? Wie soll das gehen, haben sich Daniel und Sarah von Ankerkopf gefragt – und hierzu auch einen der es ausprobiert hat in den SAP Sommelier Podcast eingeladen, Martin Pesch, Gründer und Geschäftsführer der Supply Chain Beratung aflexio. Eigentlich waren wir als Team Ankerkopf davon ausgegangen, dass das Gehalt möglicherweise entsprechend runtergeschraubt worden sei und es sich um einen Fall von „Employer Blending“ handeln könnte, denn Stunden zu reduzieren obliegt ja jedem/ jeder Mitarbeiter:in zumindest theoretisch. Doch da hat uns Martin Pesch direkt den Wind aus den Segeln genommen – die 4 Tage Woche in seiner Beratung führe nicht zu einer Gehaltsreduktion.

Das, was zunächst paradox klingen mag, läuft jetzt bei dem Vorreiter aflexio, einer hochspezialisierten SCM Beratung, seit Begin 2022 und kann als erfolgreiches Experiment verzeichnet werden, denn das Team ist super happy, die Produktivität habe messbar zugenommen – und auch neue Kolleg:innen empfinden das „3 Tage Wochenende“ als spannenden Anreiz das Beratungshaus einmal genauer als möglichen Arbeitgeber zu prüfen.